Der Verdacht - Friedrich Duerrenmatt

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Zusammenfassung

Kapitel 1 - Erster Teil

Kommissar Bärlach liegt aufgrund einer schweren Krankheit, in einem Spital. Dr. Hungertobel, seines Zeichen Arzt, kümmert sich um Bärlach. Grausame Fotographien, auf denen ein Lagerarzt in einem Konzentrationslager, Bauchoperationen ohne Narkose durchführt, machen den Kriminalisten Bärlach aufmerksam. Dr. Hungertobel äußert seinen Verdacht gegenüber einem so genannten Fritz Emmenberger, Besitzer eines der größten Spitäler in der Schweiz, mit zum Teil skrupellosen und hinterhältigen Methoden. So soll er seine Patienten mit den Konzentrationsmethoden quälen, bis diese ihr Testament auf das Spital ausschreiben und im Endeffekt das Geld in die Tasche von Emmenberger geht. Dr. Hungertobel, der es sicherlich bereute, Bärlach "diesen Namen in den Mund zu setzen", versucht sehr oft Emmenberger wieder ins rechte Licht zu rücken, indem er auf einen Aufenthalt in Santiago, Chile verweist. Doch auch wenn Hungertobel dieses versucht zu verdrängen, weiß er genau dass es nicht, wie angegeben Dr. Nehle ist, sondern Emmenberger. Denn die markante Narbe an der Schläfe auf den Fotographien, lässt Emmenberger eindeutig identifizieren.

Kapitel 2 - Das Alibi

Am darauf folgenden Tag versucht Hungertobel, Kommissar Bärlach erneut zu predigen, dass Emmenberger es nicht sein kann. Dazu zieht er veröffentliche Zeitungsartikel Emmenberger in Chile heran. Doch Bärlach findet markante Unterschiede des Schreibstils in den Zeitungsartikeln und der Verdacht bleibt weiterhin bestehen.

Kapitel 3 - Die Entlassung

Kommissar Bärlach bekommt von seinem Chef Lutz besuch. Dieser erzählt ihm, dass seine Zeit, unabhängig von der Krankheit, leider vorbei ist und er mit stolz die Rente antreten könne. Sein Nachfolger ist Röthlisberger auf den beide gut zu sprechen sind. Bärlach geht die Geschichte mit Nehle absolut nicht aus dem Kopf. Er fragt Lutz, ob dieser ihm Informationen über den Lagerarzt der SS von Stutthof besorgen kann, damit dieser weiter in den Details nach der wahren schuldigen Person suchen kann. Lutz macht keinerlei Anstalten, er respektiert Bärlach und freut sich ihm helfen zu können.

Kapitel 4 - Die Hütte

Lutz meldete sich wie versprochen noch am selben Abend um über Nehle zu berichten. Es stellte sich heraus, dass er am 10. August 1945 durch einen Selbstmord (Gift) starb. Hungertobel fällt eine lang zurückliegende Geschichte aus seinen Memoiren ein, in der Emmenberger einen Eingriff ohne Narkose ausführte. Dabei ging es ursprünglich um einen Ausflug von fünf Studenten, die das Blümlisalpmassiv bestiegen. Darunter auch Hungertobel und Emmenberger. Als die Studenten aufgrund der frühen Abenddämmerung nach einem geeigneten Schlafplatz suchen, werden sie in einer alten Hütte fündig. Ein dicker Luzerner, der bei der Suche nach Heu auf der Leiter so unglücklich verunglückt, dass er nahe dem Erstickungstod ist, wird nun durch eben diesen Emmenberger geholfen. Nur er reagiert Situationsgemäß und wendet im letzten Moment einen Luftröhrenschnitt an und rettet ihm damit das Leben.

Kapitel 5 - Gulliver

Mitten in der Nacht bekommt Bärlach von einem alten Freund besuch. Gulliver, ein kahlköpfiger und kerzengrader Jude, hat sich unbemerkt über die Außenfassade herein geschlichen. Das Anliegen des Kommissars galt an Nehle über den Gulliver, der in nahezu allen Konzentrationslagern (Auschwitz, Lublin, Maidanek, Natzweiler & Stutthof) "zuhause war", etwas wusste. Es waren kaum Informationen über Nehle bekannt. Weder Berichte des SS-Führerhauptquartiers, noch Tabellen über den Stand des Personals erwähnten je seinen Namen. So blieb er bis auf das Foto, das Gulliver schoss und der Presse übergab, unbekannt. Dieses Foto verleitete Nehle zum Selbstmord, denn es machte seinen Namen in aller Welt publik. Das besondere an den "Quäl Orgien" von Nehle war die Tatsache, dass er nur unter Einverständnis, seine sinnlosen, tödlichen Operationen durchführe. Er versprach Freiheit, und da er bei den Gefangenen Juden, als ehrlicher Mann bekannt war, vertrauten sie ihm und ließen sich operieren. Nur Gulliver, so erzählt er, überlebte die sinnlose Magenresektion. Nach zwei Flaschen Wodka, tat der Alkohol sein übliches und Kommissar Bärlach schlief einen tiefen schlaf.

Kapitel 6 - Die Spekulationen

Der nächtliche Rausch blieb keineswegs unbemerkt, doch Krankenschwestern wie auch Hungertobel rätselten, denn es waren weit und breit keine leeren Alkoholischen Flaschen zu finden. Bärlach kommt die Idee, sich als Frischoperierten, bettlägerigen aber äußerlich reichen Patienten in der Klinik Sonnenschein in Zürich, anmelden zu lassen. Er stellt folgende Thesen zusammen: - Nicht Emmenberger war in Chile sondern Nehle unter dessen Namen, während Emmenberger unter des anderen Namen in Stutthof war - Der tote in Hamburg ist der aus Chile zurückgekehrte Nehle und Emmenberger kehrte aus Stutthof, wo er den Namen Nehle führte, in die Schweiz zurück. Emmenberger und Nehle haben solche Ähnlichkeiten, dass beide Thesen in Betracht gezogen werden können. Ein weiteres Argument für die zuerst genannte These ist, dass Emmenberger herausragend der Deutschen Sprache Herr war, die veröffentlichen Artikel aus Chile aber genau das Gegenteil ausmachten und auffällige Dativ und Akkusativ Fehler auf Nehle aufmerksam machten. Denn hauptsächlich Menschen aus dem Raum Berlin begannen diesen Fehler und Nehle stammte aus dem Berliner Raum ab.

Kapitel 7 - Noch ein Besuch

Kommissar Bärlach bekommt Besuch von einem kleinen Mann namens Fortschig. Er besitzt eine kleine Zeitung mit Namen "Apfelschuss" in der die Schweiz stark kritisiert wird. In dem Gespräch stimmt er Fortschig zu, dass dieser ihm sein Vertrauen schenkt. Bärlach bietet ihm einen 10-tägigen Aufenthalt in Paris an, als Gegenleistung verpflichtet sich Fortschig aber, in seiner nächsten Ausgabe einen Artikel über den Fall Emmenberger zu bringen, mit der Absicht ihn zu provozieren.

Kapitel 8 - Der Abgrund

Bärlach und Hungertobel fahren in der Silvesternacht nach Zürich zum Spital Sonnenstein. Bärlach bekommt immer mehr Zweifel an seinem Verdacht und ihm wird bewusst, dass er den Kampf um das Leben schon lange verloren hat. Hungertobel macht sich große Sorgen um seinen Freund. Er hätte ihm doch die Flausen aus "dem Kopf schlagen" müssen, so denkt er.

Kapitel 9 - Der Zwerg

Als die beiden mit dem Auto anhielten, erkannte Bärlach neben dem Eingang des Spitals einen Zwerg. Dieser, von der Natur gebeutelt, starrt auf den Kommissar und so schnell er gekommen war, war er auch wieder in den Fugen der Nacht verschwunden. Inzwischen hatten sich die beiden Freunde Bärlach und Hungertobel verabschiedet. Er wurde den Schwestern übergeben die ihn unter dem Pseudonym Kramer, empfingen. Aus Neugierde erkundigt sich Bärlach bei den Krankenschwestern über einen Zwerg. Diese verneinen aber und sagen, dass sie von keinem Zwerg etwas wüssten.

Kapitel 10 - Das Verhör

Bei der Untersuchung, die in einem Operationssaal stattfinden soll, trifft Bärlach auf Fritz Emmenberger. Beide liefern sich eine hitzige Diskussion mit indirekten Drohgebärden. So gibt Herr Kramer (Kommissar Bärlach) preis, dass er einem Kriegsverbrecher auf der Spur ist. Emmenberger der "die Lunte riecht", lässt sich keineswegs etwas anmerken. Im Gegenteil, damit er den Kommissar unter voller Kontrolle hat, lässt er ihn kurzerhand in ein anderes Zimmer verlegen. Unter dem Vorwand eines Beruhigungsmittels, werden dem Kommissar seltsame Tabletten eingeflößt, durch die er sofort einschläft.

Kapitel 11 - Das Zimmer

Als der Kommissar erwachte, fand er sich in einem kalten und leeren Raum wieder. Nachdem er den "Ruf-Knopf" betätigte, erschien Schwester Kläri, die er bittet das Licht an zu machen. Er traut seinen Augen nicht, denn die gesamte Decke ist verspiegelt, sodass er seinen eigenen abgemagerten Körper gegenüber steht. Schwester Kläri erklärt ihm, dass er auf Station 3 liege und noch niemand diese lebend verlassen habe. Zusätzlich gesteht sie, dass es einen Zwerg im Krankenhaus gibt. Der Kommissar bekommt es mit der Angst zu tun, sodass er am darauf folgenden Tag Hungertobel anrufen möchte, dass dieser ihn abholt.

Kapitel 12 - Doktor Marlok

Während der morgendlichen Visite, spritzt sich die Ärztin Dr. Marlok vor den Augen Berlachs, Morphium. Sie gibt zu, zu wissen wer Herr Kramer in Wirklichkeit sei. Ein Foto von ihm stand in der Zeitung "Der Bund" auf der Titelseite. Zu seinem entsetzen sieht er auf der Zeitung, dass bereits der 5. Januar ist. Wie sich herausstellt, verabreichte man ihm eine Insulinkur, sodass er vier Tage lang schlief. Bärlach äußert seinen Verdacht gegenüber Emmenberger und Dr. Marlok sei schon informiert, denn sie gibt an die Geliebte von Emmenberger zu sein. Sie war ebenfalls im Konzentrationslager Stutthof als überzeugte Kommunistin. Als Geliebte von Fritz Emmenberger schaffte sie es, das Massaker zu überleben.

Kapitel 13 - Die Hölle der Reichen

Eine hitzige Diskussion über Gerechtigkeit und dem Gesetz entfacht. Es stellt sich heraus, dass Emmenberger immer noch ohne Narkose operiert und damit seine Patienten quält. Er gibt ihnen die Hoffnung dadurch, ein paar Stunden oder Tage zu Leben.

Kapitel 14 - Ritter, Tod und Teufel

Auch Schwester Kläri weiß bescheit über Bärlach. Als der Kommissar sie über die skrupellosen Machenschaften von Emmenberger aufklärt, leugnet Schwester Kläri die Schuld von Fritz Emmenberger mit dem Grund, dass er bekehrt sei. Er tötete nicht mehr aus Hass, sondern aus Liebe und weil der Mensch im geheimen nach seinem Tod verlangen würde. Die Drohung von Bärlach, dass er sie als Mitwissende der Polizei übergeben würde, kontert sie mit der Tatsache, dass er auf Abteilung drei, dem so genannten "Todestrakt" liegt. Voller Wut greift er zur Zeitung, in der er den Artikel von Fortschig liest. Inzwischen bekommt er "besuch" von einem Arbeiter der gekommen ist, um das Bild an der Wand auszutauschen. Der Kommissar versucht mehrmals mit dem Arbeiter in Kontakt zu treten, da dieser aber taub ist, misslingt der Versuch. Nachdem der Arbeiter das Zimmer wieder verließ, nahm der sichtlich frustrierte Bärlach sich die nächste Zeitung zur Brust, in der er vor Schreck erstarrte. Fortschig war tot. Zwar kam heraus das er mit einem harten Gegenstand erschlagen wurde, doch durch den Ort der Tat, war diese Idee, gänzlich unmöglich. Eine von innen verriegelte Toilette, nur noch mit Zugang eines kleinen Schachts, wo kein Mensch hindurch passen würde. Es blieb keine andere Erklärung als einen Sturz von Fortschig aber Bärlach wusste, es musste der Zwerg sein, der Fortschig gnadenlos umbrachte. Kaum ausgesprochen stand auch schon Emmenberger vor der Tür, der zugab, dass es der Zwerg gewesen war, der Fortschig in seinem Auftrag tötete.

Kapitel 15 - Die Uhr

Emmenberger öffnet die Wand im Krankenzimmer, wo Bärlach liegt. Ein Operationssaal mit chirurgischen Instrumenten und einer großen Uhr wird sichtbar. Emmenberger gibt an, dass er in achteinhalb Stunden Bärlach operieren und damit töten wird. Da aufgrund des baldigen Todes Bärlach "mundtot" gemacht würde, beginnt Emmenberger ihn auszufragen, wie er auf den Verdacht gekommen sei und ob weitere Personen davon wüssten. Emmenberger schließt komplett aus, dass er ganz alleine ihn auf dem Foto erkannt habe und er ohne Mitwissende in das Spital gekommen sei. Ebenfalls denkt er nicht, dass er im Auftrag der Polizei geschickt worden sei, da sie niemals einen tot-kranken in einen solch heiklen Fall involvieren würden. Häufig fällt der Name Hungertobel, dessen Verdacht von Bärlach nicht abgewendet werden kann. So schließt Emmenberger daraus, dass Hungertobel ihm auf dem Foto erkannt haben müsse. Emmenberger hat nun vor auch Hungertobel durch seinen Zwerg töten zu lassen. Unter dem Vorwand den Kommissar besuchen zu können, wird er ihn zum Spital Sonnenstein locken. Wie auch damals im Konzentrationslager Stutthof, bietet er seinem Opfer die Hoffnung auf Freiheit an. Der Glaube von Bärlach müsste aber größer als seiner sein um ihn die Chance auf Freiheit zu gewähren. Der Kommissar schweigt, sodass der Arzt mit wütender Miene das Zimmer verlässt.

Kapitel 16 - Ein Kinderlied

Mit letzter Kraft versucht Bärlach zu fliehen, doch er scheitert an der Tür die er nicht geöffnet bekommt. Die Uhr tickt gnadenlos herunter und als sich die Tür um Punkt 19:00 Uhr öffnet und Bärlach seinem Mörder in die Augen schaut, sieht er nicht wie erwartet Emmenberger, sondern Gulliver, der ihm mit einem Kinderlied begrüßt. Gulliver gibt an, Emmenberger mit einer Blausäurekapsel getötet zu haben, wie er eins Nehle. Das sollte bewirken, dass die Polizei sofort auf Selbstmord schließen würde. Der Zwerg der ursprünglich Hungertobel im Auftrag von Emmenberger töten sollte, taucht nun als Freund von Gulliver auf. Gulliver verabschiedet sich von Kommissar Bärlach und er nimmt den Zwerg mit zu sich. Kurz danach betritt Hungertobel den Raum, der den Kommissar zurück in sein Spital bringt.

Charakterisierung von Kommissar Bärlach

Kommissar Hans Bärlach ist ein 60-jähriger Kriminalkommissar, der aufgrund eines Krebsleidens laut der Ärzte noch ein Jahr zu Leben hat. (S.2) Er ist ein Vollblut Kommissar, dem sein Job sehr wichtig ist. Aufgrund seines Alters und des Krebs, muss er sich allerdings der Pensionierung geschlagen geben, wobei sein großes Engagement zeigt, dass er zum Schluss seiner langen Karriere noch einmal einem Verbrecher das Handwerk legen möchte. (S.15)
Sein ausgeprägter Sinn für die Gerechtigkeit, veranlasst ihn dazu, sich in Emmenbergers Privatklinik einschleusen zu lassen um ihm auf die Schliche zu kommen. Er kann es nicht ertragen das Leute auf freiem Fuß sind, die grauenhafte Machenschaften verfolgen. Weil er sich es selbst und seinem Freund Hungertobel beweisen möchte, das er noch ein Kommissar mit allen Wassern gewaschen ist, entschließt er sich zu diesem gefährlichen Abenteuer.
Trotz seines Berufes und deren strengen Regeln an das Gesetz, verzichtet er darauf Gulliver zu verraten. (S. 27 Zitat Bärlach: "Ich hätte dich schon längst unter Schloss und Riegel stecken sollen und dabei einen Fang getan, der mir in ganz Europa hoch angerechnet worden wäre.") Das zeugt von Menschlichkeit, denn er weiß das Gulliver für die Gerechtigkeit kämpft. Auch wenn er mordet, mordet er nur die, die es ausdrücklich verdient haben und die schon gemordet haben.
In dem Verhör, hat Bärlach keine Schüchternheit, Emmenberger direkt auf den Kriegsverbrecher anzusprechen, auf dem er auf der Suche ist. (S.68, Zitat Bärlach: "Sie spüren Krankheiten auf, und ich Kriegsverbrecher.") Provokativ aber gelassen tritt er auf. Er ist um keinen Kommentar Verlegen und hat immer einen saloppen Spruch parat um den Gegenüber zum Schweigen zu bringen. (S.69, Zitat Bärlach: "Lieber Doktor, Sie werden auch nicht behaupten, in einem bestimmten Lande gebe es keinen Krebs.")
Er schafft es sogar, den sonst so ruhen Emmenberger, so aus der Fassung zu bringen, dass dieser ihn Kurzerhand mit einer Insulin-Kur mundtot macht. (S.71 Zitat Bärlach: "An seiner Furcht wird er krepieren.") Durch seinen besonderen Einsatz um die Vertuschung des Mitwissers Hungertobel (auch wenn dieser bekanntlich fehlschlägt, aber der Wille zählt letztendlich), zeigt er Solidarische und Altruistische Charaktereigenschaften. (S. 103 ff)

Buchkritik

Man war von Dürrenmatt ja schon ganz andere Kaliber gewohnt, aber sein Literarisches Prunkstück "Der Verdacht" kann es sicherlich auch mit den anderen Meisterwerken aufnehmen. Wie auch in "Der Richter und sein Henker" von Dürrenmatt, geht es um Kommissar Bärlach. Diesmal stark von seiner Krankheit gebeutelt, versucht er dem heimtückischen Emmenberger auf die Schliche zu kommen um sich zu beweisen, dass auch er noch in der Lage ist, Verbrecher aufzuspüren und ihnen das Handwerk zu legen. Eine in sich, vielleicht aus der heutigen Zeit gesehen, unglaubwürdige Erzählung. Scheinbar etwas Brutal und Unmenschlich aber wahrscheinlich doch Realität?!
Die Geschichte knüpft sich kurz nach der Zeit der Nationalsozialisten an und bekommt dadurch die schreckenhafte Realität. Dann scheinen auch so unmenschliche, widerwärtige Praktiken auf den zweiten Blick möglich. Trotzdem lässt sie den Leser an das Buch fesseln, wie ein Stück Kaugummi, dass an der Tischplatte klebt. Das liegt wohl auch daran, dass auch noch die heutigen Leser, von Kriminalromanen wie Magneten angezogen werden.
Darüber hinaus verlangt das Buch einen großen Sichtwinkel von Allgemeinbildung. Viele Personen die beiläufig genannt werden (Dichter & Denker, Legenden, Maler, Bücherfiguren etc.), kamen schon in anderen literarischen Fassungen vor (Don Quijote, Gulliver, Honore de Balzac, Odysseus & Ahasver). Ganz besonders oft taucht Gulliver und der Zwerg in der Handlung auf, Dürrenmatt muss zu Lebzeitzeiten wohl sehr gerne Gullivers Reisen gelesen haben.
Zusätzlich spielen auch die beiden Künstler Rembrandt (Die Anatomie des Dr. Tulp) und Dürer (Ritter, Tod und Teufel) eine Rolle. Vollständig zu deuten und zu verstehen vermag ich die Bilder wohl kaum, da ich mich selber gerne als Kunstbanause bezeichne. Trotzdem kann ich den Titel des Bildes von Dürer, in Assoziationen mit der Geschichte von Dürrenmatt bringen. (Ritter = Gulliver der Kommissar Bärlach zur Hilfe kommt, Tod = Kommissar Bärlach der dem Tod schon geweiht zu sein scheint, Teufel = Der bestialische Dr. Emmenberger.) Doch auch bei
Rembrandts Bild kommen Assoziationen und Zusammenhänge zur Geschichte zu Tage. Stellt man sich das Bild vor Augen, so sieht man eine Person die seziert wird. Das lässt doch auf Dr. Emmenberger schließen, der ebenfalls "seziert", wobei seine Opfer dabei noch Leben und bei vollem Bewusstsein sind.
Positiv anmerken möchte ich noch, dass das Buch durchgehend viel Interpretationsraum hat, sodass sich jeder auch in gewissem Maße, unbekannte Informationen dazu puzzeln kann.
Um die Kritik kommen wir auch bei diesem Buch wohl nicht drum herum, es heißt ja nicht umsonst Buchkritik, wobei dieser Teil eher kurz ausfallen wird.
Ein wirklicher Makel in diesem Buch, sind die Seitenlangen Gedanken- und Dialogstränge, die sich manchmal über fünf oder mehr Seiten hinziehen und deren Informationen zum Textverständnis absolut nicht erforderlich sind.

Summa Sumarum: Das Buch hat die perfekte Mischung an Spannung und Verwirrung. Manchmal ist es für den geneigten Leser, meiner Meinung nach zu Brutal, weshalb ich es auch erst ab Klasse 9. lesen lassen würde, damit auch die komplizierten Textstellen des Buches verstanden werden. Die Sprache an sich, stellt keine großen Ansprüche und ist sehr verständlich dargestellt. Kontrovers werden aber dann die äußerst abstrakten Monologe, die auch für einen geübten Leser, eine Schwierigkeit in der Verständlichkeit darstellen.
Insgesamt aber doch, würde ich es als ausgezeichneten Kriminalroman, weiterempfehlen.


Niveau: Gutes Niveau
Verständlichkeit: Sehr gut verständlich
Unterhaltungswert: Sehr Unterhaltend
Spannung: Sehr spannend
Fazit: Guter Buchtipp!