Die Sünde - Franz von Stuck

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Kurzbiographie Franz von Stuck

Franz von Stuck wurde am 23.Februar 1863 in Tettenweis in Niederbayern geboren. Schon im Kindesalter zeigte von Stuck Interesse an karikaturistischen Zeichnungen und fertigt sogar Erste an.
Auf der Suche nach neuen Verfahren und Ausdrucksweisen in der Malerei, die sich von konventionellen Techniken unterschieden, besuchte der Sohn eines katholischen Dorfmüllers, nach seinem Realschulabschluss von 1881 bis 1884, die Münchner Kunstgewerbeschule, das Polytechnikum und 1885 die Kunstakademie.
Von 1887-1892 arbeitete Franz von Stuck als Karikaturist bei der Münchner Zeitschrift "Fliegende Blätter". Zuvor diente er Verlagen als Buch-Illustrator.
Zusammen mit dem deutschen Maler Wilhelm Trübner (1851-1917), welcher sich besonders der Kunstrichtung Realismus zugeschrieben hatte, gründete von Stuck im Jahre 1892 die Münchner Sezession.
Im Jahr darauf wurde er mit einem Medaillenpreis auf der Weltausstellung in Chicago ausgezeichnet.
Seine Arbeiten zum Ölbild "Die Sünde" begannen 1893 (fertigstellung noch im selben Jahr), bis es schließlich in der Münchner Pinakothek ausgestellt wurde.
Nachdem er 1895 Professor an der Münchner Akademie geworden war, unterrichtete von Stuck unter anderem den russischen Maler Wassily Kandinsky (1866-1944) und den deutsch-schweizerischen Maler Paul Klee (1879-1940).

Gründe für Bild- und Themawahl

Auf der Suche nach einem geeigneten Bild für mein Facharbeitsthema fiel mir in einem Kunstbuch ( Kammerlohr – Epochen der Kunst 4 ) das Bild „Die Sünde“ auf. Aufgrund der auffälligen Dunkelheit des Bildes, stach es mir regelrecht ins Auge; vor allem, weil ich düstere, mystische Bilder interessant und anziehend finde. Die Konstellation der Bildelemente hat mich auch fasziniert und Assoziationen bei mir evoziert.
Nach Betrachtung des Bildes machte ich mir Gedanken darüber, warum von Stuck die Frau so düster und bezüglich der Schlange auch bedrohlich dargestellt hat. Als ich mich mehr und mehr gedanklich mit dem Bildtitel auseinandersetzte, kamen mir viele Ideen hinsichtlich eines potentiellen Themas und auch die Sünde betreffende interpretatorische Ansätze.
Mittels dieser nun angeregten Gedankengänge kam mir schließlich Magnum, das Speiseeis-Produkt der Marke Langnese des Unilever-Konzerns, in den Sinn. 2004 kam eine besondere und limitierte Edition namens „7 Sünden“ auf den Markt, bestehend aus den erhältlichen Eisvariationen Eitelkeit, Faulheit, Habgier, Neid, Rache, Wollust.
Daran anknüpfend, beschloss ich mich bei meinem Facharbeitsthema auf „Die Sünde als Werbestrategie“ zu fokussieren.
Mir fiel bei der Recherche zu dem besonderen Eis auch auf, dass Magnum generell attraktive, verführerische und sinnliche Frauen in der Werbung einsetzt und dass die dabei eingesetzten Farben eher dunkel sind.
Aus diesem Grund hielt ich die Einbettung der Sünde in eine Werbekampagne für eine geeignete Neuversion des Bildes.

Beschreibung des Bildes / Formaler Bildaufbau

In meinen Ausführungen beziehe ich mich auf das Bild "Die Sünde" von 1893, gemalt mit Öl auf Leinwand, mit den Maßen 124,5 x 95,5 cm und ausgestellt in der Münchner Pinakothek¹.
Auf dem Bild ist eine Frau mit einer Schlange um Hals bzw. Körper zu sehen. Alles was mit der Frau unmittelbar in Berührung steht, ist von dunklen oder schwarzen Farben gekennzeichnet, so also auch die Schlange. Auf das Gesicht der dämonisch blickenden Frau scheint ein Schatten geworfen zu sein, wohingegen ihr nackter Körper mit entblößten Brüsten und Bauchnabel deutlich heller und weißer erscheint.
Die sich um ihren Körper rankende Schlange ist groß/massiv und hat auf der rechten Schulter der Frau eine gefährliche Haltung eingenommen.
Bis auf einen kleinen Teil ist auch der Hintergrund dunkel, jedoch ist ein kleiner oranger Streifen zu sehen. Herausstechende Elemente sind aufgrund der Farbkomposition, die Franz von Stuck gewählt hat, der weibliche Körper und der eben beschriebene Teil des Hintergrunds.

Bildinterpretation

Die Darstellung der Frau in "Die Sünde" lässt sie bedrohlich, mystisch und dämonisch wirken. Die Farbgebung im Bild ist zweideutig. Einerseits wirkt sie durch das äußere Schwarz geheimnisvoll und verschlossen, andererseits steht das "innere Weiß" ihres Körpers für ihre Reinheit und Unschuld.
Franz von Stuck scheint ganz bewusst die verführerisch entblößten Körperteile, die sie vor allem als junge, feminine Frau markieren, eingeschlossen von der schweren Dunkelheit dargestellt zu haben. Ein weiterer Kontrast zur allgemeinen Düsterkeit des Bildes ist der orange Abschnitt im rechten Bildhintergrund, der zum Einen Lebhaftigkeit und Exotik bedeuten und zum Anderen für ein loderndes Feuer stehen könnte. Sowohl die Mimik der Frau, als auch die Schlange, strahlen eine Art Bedrohung oder Gefahr aus, dennoch bleibt die Frau für den Betrachter reizvoll. Die Symbolik der Schlange verstärkt die generelle Zweideutigkeit und Komplexität: Sie ist nicht nur nach keltischem Glauben ein schöpferisches Symbol und steht wegen ihrer Fähigkeit sich zu häuten auch für menschliche Wiedergeburt.
Zugleich tötet sie ihre Beute und ist räuberisch und heimtückisch (siehe: Die Bibel, Genesis Kap.2-5). "Sie ist simultan heilbringend und tödlich."
Ersteres wird beispielsweise am Exempel des Asklepios, griechischer Gott der Heilkunst, deutlich.
Dargestellt wird Asklepios meist als ein bärtiger, ernster Mann, sich auf einen Stab stützend, der von einer Schlange (Natter) umschlungen wird².
Die Schlange versinnbildlicht als Wappentier in diesem Kontext also Stärke und Weisheit.
Diese Art "Seelenspaltung" lässt sich auch auf Menschen, in diesem Fall auf eine Frau projizieren.
Diese bleibt für den Bildbetrachter trotz aller Überlegungen eine Mystifikation.

Quellen

¹Kammerlohr - Epochen der Kunst Band 4, © 1994 R. Oldenbourg Verlag GmbH | S.122
² Wikipedia Asklepios