Textgebundene Erörterung

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Einleitung:
Erfassung der Formalitäten & Eingrenzung des Themas
- Autor
- Titel
- Datum der Veröffentlichung
- Textsorte (z.B. Zeitungsartikel oder Essay)
- Einordnung des Themas (Worum handelt der vorliegende Text?)

Hauptteil:
Im Hauptteil der Textgebundenen Erörterung geht es um die inhaltliche Erfassung der Argumentationsstruktur. Darunter versteht man nicht die reine Wiedergabe des Inhalts, sondern eine logische Erörterung der Zusammenhänge zwischen zentralen Thesen (Behauptungen), stützenden Argumenten und dazugehörigen Beispielen.
Nebenbei kann das differenzieren der Argumentationsarten hilfreich für die Texterschließung sein, weil so direkte Schlüsse auf die Glaubwürdigkeit der Argumente gezogen werden können.
Analyse der Argumentationsstruktur
- Thesen
- Argumente
   - Logisches Argument
   - Autoritätsargument
   - Faktenargument
   - Empirisches Argument
   - Hypothetisches Argument
- Beispiele

Analyse der Sprache
- Syntax (z.B. Hypo-/Parataxen)
- rhetorische Mittel (z.B. Metaphern)
- Wortrepertoire (z.B. Anglizismen)

Schluss:
Kritische Stellungnahme
Stimme Ich der Argumentation zu?
   - Was kann man der Argumentation hinzufügen?
   - Wo gibt es dennoch Differenzen?
   - Weshalb ist die Argumentation überzeugend?
Stimme Ich der Argumentation nicht zu?
   - Wo weist die Argumentation des Verfassers Schwächen auf?
   - Lassen sich bestimmte Argumente entkräften?
Eigene Position deutlich machen.
   - Neue Argumente finden um die eigene Position zu stützen.
   - Mögliche Lösungswege aufzeigen.

Erörterungstypen Weitere Erörterungstypen

Muster Textgebundene Erörterung am Beispiel:

Ist Deutsch noch sexy? (2001)
Alexander Remler
Aus: Berliner Morgenpost vom 19.04.2001

Quellentext

Textgebundene Erörterung

Der Zeitungsartikel "Ist Deutsch noch sexy?" von Alexander Remler, 2001 in der Berliner Morgenpost erschienen, handelt von der zunehmenden Untergrabung der deutschen Sprache durch die Verwendung von englischen Wörtern in den Medien.

Die zentrale Problemstellung geht der Frage nach, ob die deutsche Sprache bei dieser ansteigenden Anzahl von Anglizismen in Alltag und Medien noch interessant ist. Des Weiteren wird eine Lösung gesucht, wie man die Attraktivität der deutschen Linguistik wieder steigern kann.

Beginnend mit der These, dass die Cola Dose an allem schuld sei und die Veränderung der deutschen Sprache hier begänne, wird die Mischung aus Englisch und Deutsch in den Medien mit "Denglisch" aufgefasst. Dem Autor nach störe sich die Bevölkerung an englischen Slogans wie "Connection People" (Z.15) oder "Have a Break. Have a Kitkat". Deshalb soll nach Réne Heymann von der Agentur Schnell, ein Kompromiss gefunden werden, den er in der Verwendung von Kalauern (Z.24) sieht.
Die zunehmende Anglizismisierung zeige sich durch die Anzahl der im Duden vorhandenen Anglizismen. Diese lag 1885 bereits bei 358 (Z.33) und macht deutlich, dass der Trend zu englischen Wörtern schon lange vor dem Beginn der Medienepoche begann (Z.28-29). Modewörter von früher wie "Keks, Rum oder Schal" (Z.34-35) haben sich als Anglizismen bereits durchgesetzt und fallen in Schrift und Sprache nicht mehr auf. Vielmehr sei es die "Internationalisierung" (Z.54), die diese Problematik der Untergrabung der deutschen Sprache heutzutage ausmacht. Argumente und Beispiele lassen sich in der IT-Branche und bei internationalen Konzernen, wie etwa Daimler Chrysler, finden (Z.48-49). Dort wird die Verwendung einer einheitlichen Sprache unabdingbar.

Mit der Frage, weshalb die Unternehmen auf die englische Sprache setzen, versucht Réne Heymann eine Erklärung zu finden. Nach seiner Einschätzung versuchen die Unternehmen eine möglichst junge Zielgruppe für sich zu gewinnen, die mit "Popmusik oder des Musikfernsehens" (Z.65-66) eingenommen werden soll. Diese dabei verwendeten Anglizismen haben nach Heymann weniger mit der Sprachruinierung zu tun, sondern eher mit der "Bequemlichkeit oder Dummheit derjenigen, die sie anwenden" (Z.67-69). Daraus folgt eine Sprachproblematik, in der englische Wörter unabsichtlich zweckentfremdet werden.

Betrachtet man die Argumentationsstruktur des Textes, fällt die Verwendung von unterschiedlichen Argumentationsarten auf. Zwar werden Thesen nicht immer sofort mit Argumenten belegt (z.B. Z.1), jedoch lassen sich Faktenargumente (Z.12,27,33) und logische Argumente (Z.55-56) auffinden, wodurch eine Seriösität erfolgriech erzeugt wird. Beispiele, die widerum die Argumente belegen, sind ebenfalls vorhanden (Z.15-16,34-35,56-57,60-61).
Wortwahl und Stil wirken teilweise durch die Verwendung von Anglizismen (Z.10 "No future", Z.48 "Management") auf den Leser provozierend.
Zum Schluss wird ironisch die Sprachproblematik aufgefasst und der Leser beendet das Lesen mit einem "wahren Lacher", was zwar den Mehrwert nicht erhöht, jedoch das Problem humorvoll unterstreicht.

Meiner Meinung nach kann man der Intention des Textes nicht ganz folgen. Die Überschrift hat kaum Aussagekraft über den Text und führt den Leser nur in die Irre. Im Zeitungsartikel werden zum einen die Anglizismen angeprangert, zum anderen wird aber auch von der Notwendigkeit der englischen Sprache (z.B. bei IT oder Konzernen) berichtet, sodass der Verfasser weitgehenst neutral berichtet. Immer wieder bezieht er sich auf Réne Heyman, der scheinbar glaubt mit seinen Kalauern einen Mittelweg gefunden zu haben. Diese Argumentation schlägt meiner Meinung nach total fehl. Wenn man die deutsche Sprache "sexy" machen will, warum mit Kalauern? Diese verkörpern "halbe" Anglizismen und sind nur ein schlechter Kompromiss gegenüber der Problematik, die im Text angesprochen wird.
Des Weiteren wird schon zu Beginn ein Feindbild aufgebaut. Die Coca-Cola Dose, stellvertretend für die englische Sprache, soll Schuld an allem sein? Völlig unverständlich, denn die eigentliche Problematik liegt in der Internationalsierung.
Letztendlich bleibt der deutschen Sprache nichts übrig, als sich dieser kurzzeitigen "Revolution" zu unterwerfen. Veränderung der Linguistik hat es schon seit Beginn der Sprache gegeben. Bedingt durch die medialen Einflüsse werden diese Veränderung jedoch noch schneller vollzogen und Morphologie, Syntax und Semantik revolutionieren sich rasant.